Ein Interview mit Buchautor Simon Akstinat
von Martina Zöllner
Martina Zöllner: Können Sie mir kurz einmal erklären, was Pantheismus überhaupt ist?
Simon Akstinat: Der Pantheismus ist der Glaube, dass Gott eben kein unsichtbarer Mensch ist, der uns bestraft oder belohnt, sondern viel mehr die Antriebskraft in allem, der ganzen Natur, deren Teil auch wir Menschen sind. Ein Schlüsselsatz des Pantheismus’ lautet daher auch: „Das einzige Buch, das Gott geschrieben hat, ist die Natur!“ Der Begriff setzt sich aus den griechischen Worten Pan (Alles) und Theos (Gott) zusammen, denn laut Pantheismus ist Gott in allem und alles ein Teil von Gott.
Martina Zöllner: Wann haben Sie sich persönlich zum ersten Mal mit dem Thema auseinandergesetzt? Gab es da einen bestimmten Auslöser, einen Moment, an den Sie sich erinnern können?
Simon Akstinat: Wie vermutlich die meisten Menschen in Deutschland, bin auch ich mit der Bibel aufgewachsen, deren Inhalte man aber spätestens in Jugendjahren immer mehr hinterfragt. Mein religiöses Interesse war deswegen aber nicht einfach verpufft, sondern ich kam in meiner Schulzeit durch freies Nachdenken zum Pantheismus, von dem ich erst später erfuhr, dass es ihn bereits gab und er schon einen Namen hatte.
Martina Zöllner: Pantheismus hat einige prominente Befürworter – von verstorbenen Größen wie Johann Wolfgang von Goethe über Albert Einstein bis hin zu Schauspielern wie Harrison Ford. Weshalb erlebt Pantheismus Ihrer Meinung nach gerade einen solchen Zustrom? Hat das auch etwas mit der heutigen Zeit zu tun?
Simon Akstinat: Viele Menschen sind bereits Pantheisten, ohne es zu wissen, weil ihnen der Begriff „Pantheismus“ völlig unbekannt ist. Dass es heute ein vielleicht geschärftes ökologisches Bewusstsein bei vielen Menschen gibt, mag eine Rolle spielen. Außerdem ist er vermutlich auch deswegen attraktiv, weil er – wie bereits die britisch-viktorianische Schriftstellerin Constance Plumptre 1878 richtig feststellte – der einzige Gottesglaube ist, der niemals im Widerspruch zur Wissenschaft steht. Aber der Pantheismus ist kein Kind der heutigen Zeit. Schon im 13. Jahrhundert waren z. B. die pantheistischen Amalrikaner in Frankreich aktiv (die dafür leider verbrannt wurden), Heinrich Heine bezeichnete den Pantheismus schon 1834 als die „verborgene Religion Deutschlands“, und auch der Glaube einiger Indianer an Manitu und den Großen Geist ist nichts anderes als Pantheismus.
Martina Zöllner: Sie haben zu dem Thema ein Buch geschrieben: „Pantheismus für Anfänger: Der kaum bekannte Gottesglaube von Goethe, Einstein und Avatar“. Welchen Menschen würden Sie dieses Buch besonders ans Herz legen? Sprich: Wie merkt man, dass man eigentlich ein Pantheist ist, ohne es vielleicht selbst zu wissen?
Simon Akstinat: Mein Buch kann den Lesern eine Alternative zu den bekannten Religionen aufzeigen. Außerdem empfehle ich es Menschen, die schnell verstehen wollen. Ich habe bewusst darauf geachtet die Gottesvorstellung des Pantheismus einfach und ohne Fachbegriffe zu erklären. Dass man Pantheist ist, merkt man möglicherweise daran, dass man die Erhabenheit, die man in der Amtskirche vergeblich gesucht hat, in der Natur findet.
Martina Zöllner: Können Sie uns kurz noch sagen, worauf sich die Leser ihres Buches dabei einstellen können?
Simon Akstinat: Das Buch erklärt, warum Gottesglaube im Jahr 2021 so aktuell ist wie eh und je, lässt neben der „New York Times“ viele Prominente von Frank Sinatra bis hin zu Ludwig van Beethoven zu Wort kommen und behandelt neben Gott viele große Themen wie z. B. die Natur, die Entstehung und den Sinn des Lebens, den freien Willen und das pantheistische Gemeinde.
Auf einer großen Doppelseite veröffentlichte das Mein TV-Magazin mein Interview zum Thema Pantheismus. Diese Seite als PDF zum Download findet ihr unter www.martinazoellner.com. Unter der Rubrik Interviews-