Interview mit Schauspieler Tim Bergmann

von Martina Zöllner

Neue Besetzung im Ermittlerduo

Nach Motiven des gleichnamigen Bestsellers von Nele Neuhaus wurde für die erfolgreiche ZDF-Taunuskrimi-Reihe der Zweiteiler „Muttertag“ gedreht. Ich habe mit  dem beliebten Schauspieler Tim Bergmann gesprochen. Wie er seine Rolle als Kommissar sieht und warum die Rolle der Kriminalkommissarin Pia Sander mit einer neuen Schauspielerin besetzt wurde.

 

Martina Zöllner Die Rolle Ihrer Kollegin Pia Sander wurde neu besetzt. Hatte das Auswirkungen auf die Dreharbeiten? Und wie lange hat es gedauert, um sich aufeinander einzustimmen?

Tim Bergmann: Der besondere Umstand an der Neubesetzung ist ja, dass ich Annika Kuhl schon vor den Dreharbeiten zu Muttertag kennengelernt habe. Eigentlich genau in der Zeit, als wir gerade mit der Taunuskrimi-Reihe pausiert haben. 2018 habe ich angefangen die Romane von Michael Tsokos zu verfilmen, in denen ich den Rechtsmediziner Dr. Fred Abel gespielt habe. Wir haben da insgesamt drei Filme gedreht, und meine Lebensgefährtin wurde verkörpert und gespielt von Annika Kuhl. Insofern kannten wir uns sehr gut, und konnten uns so bestens auf die Zusammenarbeit  im Taunuskrimi vorbereiten. (er lacht) Es gab vor gut einem Jahr Probeaufnahmen mit anderen Kolleginnen. Aber als Annika durch die Tür kam war mir natürlich sofort bewusst, dass es in dieser Kombination bestens funktionieren würde.

 

Martina Zöllner: Worauf können sich die Zuschauer mit der neuen Besetzung freuen? Was ist neu?

Tim Bergmann: Das genau zu analysieren oder in wenigen Worten zu benennen, möchte ich gar nicht. Ich glaube, es ist viel wichtiger, den Zuschauerinnen und Zuschauern zu vermitteln, dass die Grundlage weiterhin die Romane von Nele Neuhaus sind, und das somit die Geschichte von Pia und Oliver fortgesetzt wird. Somit erzählen wir weiterhin von zwei Menschen, die sich wirklich kennen, die sich vertrauen und mögen. Sie wissen um die Stärken und Schwächen des anderen. Pia und Oliver arbeiten auf Augenhöhe zusammen. Und das dies auch weiterhin mit Annika, als Pia, gelingen würde, hat sich bei bereits den Probeaufnahmen sofort vermittelt. Das Zusammenspiel mit ihr ist ganz wunderbar, und ich glaube, es ist ein sehr, sehr gelungener Neubeginn. Und wenn man jetzt, seitens des ZDF, nach ein paar Jahren Pause, sagt: wir setzen das fort – nicht nur weil es Romane von Nele Neuhaus gibt, sondern vor allem, weil alle Beteiligten das Gefühl haben, das lohnt sich, kann ich das nur bestätigen. Gerade eben auch deswegen, weil wir spürbar vor und hinter der Kamera etwas anders, etwas neu machen.

 

Martina Zöllner: Sie haben ja jetzt schon Kultstatus in der Rolle des Kommissars. Was liegt Ihnen denn da mehr, die Rolle des Bösewichts oder eines Kommissars? Und wann werden wir sie mal wieder in der Rolle eines Bösewichts sehen?

Tim Bergmann: Ich glaube, es gibt keine Schauspielerin und keinen Schauspieler, der sagen würde, es macht keine Freude, einen Bösewicht zu spielen? Ich durfte dies ja glücklicherweise schon einige Mal selbst erfahren. Es macht aber auch nichts leichter oder schwerer. Ob böse oder gut, Held, Liebhaber, Opfer oder was auch immer. Es geht immer darum, möglichst authentisch und vielschichtig, eine hoffentlich komplexe Figur zum Leben zu erwecken. Und wenn das dann gelingt, nachvollziehbar, und für die Menschen spührbar, so, dass sie sich für die Figur interessieren, dann ist es ein absolutes Geschenk. Bei Oliver von Bodenstein, der bekanntermaßen auf den Romanen von Nele Neuhaus basiert, kommt dann auch noch hinzu, dass ich diese Rolle, über mehrere Jahre begleiten darf. Das ist ein besonderer Umstand und eine sehr reizvolle Aufgabe. Mit Oliver im wahrsten Sinne gemeinsam älter zu werden, bereitet mir sehr große Freude. Hinzu kommt, dass ich auch noch das Glück habe, aus den Romanen vorlesen zu können. Und manchmal auch noch, wie gerade geschehen bei der Premiere zum zehnten Fall „In ewiger Freundschaft“, gemeinsam mit Nele Neuhaus.

 

Martina Zöllner: Sie haben gesagt, die Rolle des Kommissars Oliver von Bodenstein sei ein Geschenk. Müssen Sie da nicht befürchten in die Schublade eines Serien- Darstellers gesteckt zu werden in einer gewissen Komfortzone?

Tim Bergmann: Nein, die Gefahr besteht Gott sei Dank nicht, da noch genügend Zeit für andere Rollen bleibt. Ich denke auch, dass sich die Hauptrolle in einer Reihe, wie dem Taunuskrimi, noch einmal sehr von einer Serien-Hauptrolle unterscheidet.

 

Martina Zöllner: Wie bereiten Sie sich auf die Rolle eines Kommissars vor? Ich vermute jetzt einfach mal, Sie werden ja auch von Forensikern und Profilern entsprechend gebrieft. Oder ist das nicht so?

Tim Bergmann: Das kommt ganz darauf an. Es gibt natürlich ganz grundsätzliche Vorbereitungen, wie zum Beispiel der Umgang mit einer Waffe. Aber das sind Sachen, die ich schon vor vielen Jahren gemacht habe, auch schon im Zusammenhang mit anderen Rollen. Generell ist es in der Vorbereitung wichtig, dass man sich vor allem ausführlich mit dem Drehbuch und der Rolle auseinandersetzt. Und wenn es dann zusätzlich noch physische, oder auch theoretische Dinge gibt, die man sich besonders vor Augen führen muss, dann macht man das selbstverständlich auch. Dabei ist es unerheblich, ob man einen Kommissar oder zum Beispiel einen Bäcker verkörpern soll. Jeder Beruf bringt seine ganz spezifischen, eben auch handwerklichen Herausforderungen mit sich. Und es ist immer wieder ein Geschenk sich darauf dann ausführlich vorbereiten zu dürfen. Das ist ganz selbstverständlich, genauso wie es selbstverständlich ist, den Text auswendig zu lernen.

 

Martina Zöllner: Können Sie als Schauspieler eigentlich auch ein wenig am Drehbuch feilen? Oder ist es schwierig, wie z.B. bei einer Buch- Verfilmung, wo das Ende ja quasi schon feststeht?

Tim Bergmann: Ich bin natürlich nicht beim Vorgang des Schreibens dabei. Aber ich kann mein Feedback, Vorschläge und Ideen einbringen. Und ich werde auch nach meiner Einschätzung gefragt. Es gibt da also durchaus Möglichkeiten der Einflussnahme. Aber natürlich nur in einem gewissen Maß. Bei den Taunuskrimis ist die Grundlage natürlich immer wieder der aktuelle Roman von Nele Neuhaus. Diese haben meist einen Umfang von 500 Seiten. Somit ist klar, dass wir, auch in einem Zweiteiler nicht den Raum haben alles zu erzählen. Somit muss bei der Umsetzung immer eine Auswahl getroffen werden, bei der natürlich auch die ein oder andere Veränderung vorgenommen werden muss. Da ich mich aber auch im Vorfeld immer sehr ausführlich mit dem Roman auseinandersetze, kann ich somit meine persönliche Einschätzung beisteuern, und auch Wünsche und Ideen äußern. Aber am Ende weiß ich natürlich, dass ich nicht derjenige bin, der das Drehbuch schreibt.

 

Martina Zöllner: Eine abschließende Frage. Würden Sie sich einen Polizeihund an Ihrer Seite wünschen oder überhaupt tierischen Begleiter in Ihrer Rolle?

Tim Bergmann: Ich bin gespannt, ob das jetzt bei uns der Fall sein wird. Der nächste Roman und neue Fall, sehen da etwas vor. Becks, der ja in Muttertag zum ersten Mal vorgestellt wird, wird in „In ewiger Freundschaft“ Pias neuer Hund. Aber die Zusammenarbeit  mit Tieren ist generell bei Filmen so eine Sache, die man nicht unterschätzen sollte, da sie durchaus zeitintensiv und schwer kalkulierbar werden kann. So gerne ich privat Hunde mag, denke ich, dass Pia und Oliver es weiterhin auch ohne Polizeihund schaffen, die Fälle zu lösen. (er lacht)

 

Martina Zöllner: Okay. Nun ein ganz anders Thema. Corona. Das hat doch mit Sicherheit jetzt auch Einfluss auf die ganzen Dreharbeiten, oder?

Tim Bergmann: Selbstverständlich. Wir haben sehr ausführliche und komplizierte Hygienevorschriften. Die sind natürlich lästig, ermöglichen uns aber, so arbeiten zu können, dass wir uns vor der Kamera ganz normal begegnen und nähern können. Das ist dann schon ein Geschenk, und daher nehmen alle diese Umstände gerne in Kauf. Mittlerweile haben alle damit gelernt gut umzugehen.

 

Martina Zöllner: Wie halten Sie sich denn persönlich fit?

Tim Bergmann: Indem ich auf mich aufpasse. (er lacht)

 

Martina Zöllner: Auch sportlich unterwegs?

Tim Bergmann: Natürlich. Ich glaube, jeder Schauspieler und jede Schauspielerin ist sich durchaus bewusst, dass unser Körper nunmal unser Kapital ist. Ein gesunder, uns möglichst ohne Einschränkung zur Verfügung stehender, voller Energie geladener Körper, ist die beste Voraussetzung um unseren Beruf ausüben zu können.

 

Martina Zöllner: Danke für das Gespräch.

 

 

Sendetermine des UFA-Zweiteilers „Muttertag-Ein Taunuskrimi“ im ZDF:

Montag, 14.Februar 2022 und Mittwoch, 16.Februar 2022, jeweils 20.15 Uhr

(ab Montag, 07.Februar 2022, ZDF-Mediathek)

 

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„MUTTERTAG – EIN TAUNUSKRIMI“

  BILDERGALERIE

 

Tim Bergmann spielt Oliver von Bodenstein in den „Taunuskrimis“
Quelle/Foto: ZDF und Christian Lüdeke

 

Pia Sander (Annika Kuhl), Oliver von Bodenstein (Tim Bergmann) Quelle/Fotos: ZDF und Hagen Keller/ TeamDAF

 

Was hat der Tod des schönen Nachbarmädchens Nora Bartels (Julia Anna Grob) mit der Geschichte des Hauses Reifenraths und seiner Bewohner zu tun? Der jugendliche Claas Reker (Philipp M. Franck) hatte vergeblich um das Mädchen geworben. Quelle/Fotos: ZDF und Hagen Keller/ TeamDAF

 

Entsetzt beobachten die Kommissare Pia Sander (Annika Kuhl) und Oliver von Bodenstein (Tim Bergmann) die Freilegung von drei Frauenleichen im Garten des verstorbenen Theo Reifenraths. Quelle/Fotos: ZDF und Hagen Keller/ TeamDAF

 

Der Profiler Dr. Harding (Harald Krassnitzer) hat einen exzellenten Ruf. Allerdings benimmt er sich merkwürdig und zeigt sich unangemessen schweigsam und unkooperativ. Quelle/Fotos: ZDF und Hagen Keller/ TeamDAF

 

Welche Rolle spielt der Top-Manager Fridtjof Reifenrath (Max Hopp)? Was hat er mit den getöteten Frauen zu tun? Als Enkel der Pflegefamilie Reifenrath hat der gewiefte Manager offenbar etwas zu verbergen. Quelle/Fotos: ZDF und Hagen Keller/ TeamDAF